Die Wahrheit von Connor O´Malley – „Sieben Minuten nach Mitternacht“ von Juan Antonio Bayona

Wie erfolgreich ein Film an den Kinokassen läuft, sagt nur sehr wenig über dessen filmische Qualität aus. Finanzieller Erfolg ist kein belastbarer Maßstab für kreative Leistung – zumindest meiner Meinung nach nicht. Sieht man sich die erfolgreichsten Filme aller Zeiten an und achtet dabei vor allem auf hinzugekommenen Einträge der letzten fünf Jahre, kann man meiner Meinung nach in nahezu keinem Fall von einem filmischen Meisterwerk, geschweige denn von einer brillianten Handlung sprechen!
Um so wichtiger ist es geworden den kleinen, vielleicht so gar unauffälligen Filmen Beachtung zu schenken.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ (im Original „A Monster calls“) startete am 4. Mai 2017 in den deutschen Kinos, ist ab 12 Jahren freigegeben und hat eine Lauflänge von 109 Minuten.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Patrick Ness. Erzählt wird die Geschichte des 12-jährigen Connor O´Malley, der sich in einer sehr belastenden Situation befindet. Connors Mutter ist schwer krank und ist durch ihre Behandlung sehr geschwächt, weswegen der Junge sich weitgehend allein versorgen muss. In der Schule wird er von einer Gruppe von Jungen regelmäßig verprügelt und gemobbt. Als nun die Mutter wegen einer erneuten Behandlung ins Krankenhaus muss, soll Connor bei seiner ihm verhassten Großmutter leben, da sein Vater in den USA und nicht bei seinem Sohn in England wohnt. Doch eines Nachts wird der verzweifelte Connor um sieben Minuten nach Mitternacht von einem Monster besucht und die Handlung schlägt einen Weg ein, den man vorher nicht erahnen kann.

Man darf meiner Meinung nach nicht viel mehr über die Geschichte, die der Film erzählt, verraten. Wie man vielleicht aus meiner kurzen Zusammenfassung schon raushören konnte, ist es eine sehr emotionale und dramatische Handlung, die Fantasy-Elemente enthält und dennoch versucht eine realistische Geschichte wiederzugeben. Der Romanautor Patrick Ness schrieb selbst das Drehbuch und es ist ein Film daraus entstanden, der meiner Meinung nach der beste des bisherigen Kinojahres ist.
Die Handlung ist ergreifend, emotional, teilweise unheimlich fantasievoll und in anderen Momenten wieder eisern realistisch. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist ein Film über das Leben und den Tod, über Liebe und Schmerz und über die Menschlichkeit selbst.

All das könnte niemals ohne die hervorragende Besetzung funktionieren. Allen voran ist Lewis MacDougall zu nennen, der zur Veröffentlichung des Films gerade einmal 14 Jahre alt war und diesen Film trotzdem komplett auf seinen Schultern trägt. Er spielt Connor O´Malley mit einer unglaublichen Ehrlichkeit und ist die perfekte Besetzung für diesen Film. In weiteren Rollen sieht man Felicity Jones, die als Conners Mutter ebenfalls brilliant ist und Sigourney Weaver, die Conors Großmutter einerseits mit einer entschiedenen Härte und gleichzeitig mit einer enormen Verletzlichkeit verkörpert. Der gesamte Cast passt perfekt zusammen und haucht der packenden Geschichte das nötige Leben ein.

Doch auch die technische Umsetzung ist sehr gut gelungen. Die Kameraarbeit ist in vielen Momenten sehr aufwendig gestaltet und schafft es trotzdem in ruhigen Szenen die Emotionen detailgetreu einzufangen. Ein großes Highlight hierbei sind die Wechsel von Realaufnahmen in animierte Sequenzen, die im Stil von mit Wasserfarbe gemalten Bildern gehalten sind und einfach unverschämt gut und künstlerisch daherkommen. Auch die übrigen Effekte im Film sind unheimlich gut umgesetzt. Das Monster sieht in keiner Szene schlecht animiert aus und auch alle anderen Effekte, die teilweise große Zerstörungen enthalten, sehen sehr stark aus.

Umso erstaunlicher ist es, dass der Film mit gerade einmal 43 Millionen US-Dollar Budget ausgekommen ist und unheimlich traurig ist, dass er gerade einmal 47 Millionen US-Dollar eingespielt hat. So muss der Film leider als finanzieller Misserfolg gewertet werden.

Doch genauso muss der Film als filmisches Meistwerwerk gewertet werden. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ hat all das, was ein guter Film meiner Meinung nach haben sollte: Eine ergreifende und unvorhersehbare Handlung, die perfekt in das Medium Film übersetzt wurde.
„Sieben Minuten nach Mitternach“ bekommt von mir 10 von 10 möglichen Punkten.

 


Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=jysA6x9rhlk
Information über diesen Blog und Genaueres zur Punkteverteilung:https://projektorkurbler.wordpress.com/2015/11/29/uber-den-sinn-der-ubung/
Bildquelle: http://www.siebenminutennachmitternacht.de/#bilder

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